Klaus-Sobolewski-Archiv
»Meine Blätter wollen Ihnen in die Augen sehen.
Die Erinnerung an jeden Blick macht unser Rätsel lösbarer.«
Klaus Sobolewski, 15.08.1996
Das Archiv wurde nach dem frühen Tod von Klaus Sobolewski (1962-2006) auf Grund des umfangreichen Materials in unserer Sammlung sächsischer Kunst gegründet. Es soll so umfangreich wie möglich das bildnerische und poetische Werk von Klaus Sobolewski zusammentragen und bewahren, sowie die wichtigsten Lebensstationen dokumentieren.
Die Arbeiten des in Annaberg geborenen und zuletzt in Chemnitz lebenden Künstlers aus den Jahren 1978 bis 2006 zeigen die Entwicklung des Autodidakten, der früh von Carlfriedrich Claus gefördert wurde.
Das Archiv bemüht sich um eine stetige Erweiterung der Sammlung, soweit dies möglich ist, bittet alle Interessierten um Mit- und Zuarbeit und steht selbstverständlich als Leihgeber für Ausstellungen jederzeit zur Verfügung.
Sinn und Ziel des Archivs ist es, das Werk von Klaus Sobolewski lebendig zu halten bzw. erst ins öffentliche Bewusstsein zu tragen.
Für Ihre Unterstützung, in welcher Weise auch immer, möchte ich mich im Voraus ganz herzlich bedanken!
Jörg Seifert
Bestand des Klaus-Sobolewski-Archivs
Anlässlich der Gründung des Archivs im Mai 2007 konnten folgende Arbeiten und Materialien als Bestand erfasst werden:
- über 80 Grafiken (hauptsächlich Radierungen und Lithografien, aber auch Siebdrucke und ein Holzschnitt)
- 35 Mischtechniken, Ölbilder, Aquarelle und Übermalungen
- rund ein Dutzend Fotografien und Fotogramme
- rund 200 Briefe, Faxe, Postkarten von Klaus Sobolewski
- rund 60 Briefe und Karten von Carlfriedrich Claus an Klaus Sobolewski
- diverse Kataloge von Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
- Fotografien von Arbeiten von Klaus Sobolewski und private Fotos
- Texte von Klaus Sobolewski sowie ein Tonband mit von ihm selbst gesprochenen Texten
- diverse Mail-Art Materialien aus den 80er Jahren etc.
Klaus Sobolewski:
Geschehnis im Erzgebirge, 2001
Klaus Sobolewski: 30.6.2001
Zum Gedenken
für klaus sobolewski
klaus, du arschloch ich liebe dich
ob deiner treumenden augen und deiner
waschmaschine: deiner bodenlosen existenz
08-15×77 in 09123 chemnitz
quadrat, fläche, kreis, wo
sterne stürzen, in täler rollen
von bergen aus eis, wie gelächter:
trauer getaut, unentrinnbar
fatum
hier am ende der welt, unvergessen verlassen
ging dir die welt verloren – du uns – und der saft aus … am ende
konntest du uns nicht mehr ertragen, vielleicht auch dich nicht
müde der wiederholungen hattest du auch die möglichkeiten
machtlose spiele, satt
dein letzter wille: wasser zu sein, dem nichts widersteht
färbte die sehnsucht nach schnee, das abendrot
tropfte vom tisch, hier am arsch der welt noch einmal
den eigenen hochbekommen, flagge zu zeigen
ich hasse ich liebe wer weiß
was ich sah. der homunculus zerschellte …
es bleibt was?
ich war noch mal bei dir, gestern. das futterhäuschen neben deinem fenster
im dritten stock verwaist – ein anachronistisches objekt an der neubauplatte
die kakteen hinter trüber scheibe ratlos, rings verfall, leergezogene wohnblöcke
nur auf deine fenster zu wuchs eine kletterpflanze
– fast hatte sie dich erreicht
jörg seifert
aus den »freundesbeschimpfungen« (06/1995, ergänzt 07/2006)